Ein schöner Tag in… Jena

Mariam

17.02.2019

Zugegeben, besonders viele Attraktionen hat Jena nicht zu bieten. Aber trotzdem hat die kleine Studentenstadt einen besonderen Charme, der einen Besuch lohnt und einen sich gleich zu Hause fühlen lässt. Hier eine kleine Zusammenstellung versteckter Wege und süßer Cafés, die meine Tage schöner machen.

Das markanteste Merkmal Jenas ist wohl der Jentower, ein rundes verglastes Hochhaus, das, in den 60iger Jahren gebaut, noch heute an DDR-Zeiten erinnert. Tatsächlich ist der Turm das höchste Bürogebäude der neuen Bundesländer, außerdem ein guter Orientierungspunkt und aus Jena auch sowieso überhaupt nicht mehr wegzudenken. Von hier aus läufst Du quer über den Johannisplatz in die Wagnergasse hinein. Gleich der zweite Laden auf der linken Seite ist Dein Ziel: das Stilbruch, der beste Ort, um in Jena lecker zu frühstücken (auch halbwegs preiswert, man kommt mit unter 10 Euro aus). Zwei Stockwerke kannst Du nach oben gehen und sitzt dann in gemütlichem Ambiente direkt am Fenster mit Blick über die Gasse.

Die Wagnergasse ist voller Bars, kleiner Cafés und Läden, aber Du läufst sie jetzt erst einmal nur kurz links entlang, um dann die ersten Stufen auf der rechten Seite hochzugehen, die Dich einen kurzen versteckten Weg an einer ganz hübschen Kirche vorbei und schließlich weitere Stufen hoch auf eine große Straße führen. Hier gehst Du rechts bis zum Pulverturm, einem Teil der alten Stadtmauer; kurz danach geht es wieder nach rechts in eine kleine Straße, wo das in einem Innenhof liegende Café Immergrün schon ausgeschildert ist. Hier gibt es sehr guten Kaffee und auch super leckeren Kuchen (sie backen jeden Tag andere Sorten, besonders die vegane Option ist immer sehr genial, beim Frühstück also noch ein bisschen Platz lassen!). Den kannst Du dann auf den gemütlichen Sofas innen oder im Sommer im Innenhof fast direkt unter dem Jentower genießen. Hier ist noch ein bisschen Zeit durchzuatmen, bevor es auf eine unfassbar weite Wanderung ans andere Ende der Stadt geht (in Jena ist alles unfassbar weit wenn es länger als 10 Minuten zu Fuß sind – man wird sehr schnell faul…).

Weiter geht es: zurück auf die große Straße, den Fürstengraben, dann an der Universitätsbibliothek, der ThULB, vorbei und durchs Damenviertel voller schöner Altbauten zum Saalbahnhof. Hier findest Du eine Unterführung unter den Schienen hindurch, die Dich direkt an die Saale bringt, über die hier eine kleine Brücke führt. Das Viertel hier heißt Wenigenjena und war früher mal ein eigenes Dorf, was immer noch an einigen sehr dörflichen Fachwerkhäuschen und ein Paar Scheunen zu sehen ist. Unser nächstes Ziel ist jetzt der höchste und meiner Meinung nach schönste Berg Jenas. Mit stolzen 385 Höhenmetern und seiner markanten Form ragt er über der Stadt auf. Um dort hin zu kommen, folgst Du hinter der Brücke der Tumplingstraße durch Wohngebiete. Nach etwa 15 Minuten kommst du durch eine vollgesprayte Unterführung, die Straße dahinter führt dann zu einer Kreuzung, an der der Weg auf den Jenzig ausgeschildert ist. Und dann einfach den Straßen bergauf folgen, bis zu einem gut ausgebauten Fußweg, der sich in Serpentinen den Berg hoch schlängelt. Statt bis ganz nach oben zu laufen, biegst du bei einem der linken Wendepunkte der Serpentinen auf einen kleinen Fußpfad steil nach oben ab. Den Punkt erkennst Du gut daran, dass Du den Wald gerade verlassen hast und jetzt über Dir nur noch eine Art Schotterhang siehst. Genau diesen Schotterhang führt der Pfad hoch, bis auf die Nase des Berges, wo Du wunderschön auf Felsen sitzend den Ausblick über Jena, die Saale und die Täler genießen kannst. Der Weg zu diesem Punkt dauert nur etwa eine halbe Stunde und lohnt sich wirklich sehr!

Zurück an der Unterführung läufst du nun, statt nach rechts der Straße zu folgen, geradeaus, bis die Straße endet, und dann rechts, was dich tiefer in das schöne Wenigenjena führt. Jetzt kommst Du an einer sehr niedlichen, etwas verwunschenen, mit Efeu überwachsenen Kirche vorbei. Kurz dahinter läufst Du rechts und stößt auf ein schönes Café, im Schillerhof, wo es auch ein sehr gutes Programmkino gibt. Hier kannst Du Dich nochmals mit einem Kaffee oder einer kalten Mate erfrischen, bevor Du zum nächsten Spaziergang aufbrichst. Diesmal läufst Du am Saaleufer entlang und über die Camsdorfer Brücke. An der Ecke ist die „Grüne Tanne“, ein Gasthaus, in dessen Hinterzimmern die erste Deutsche Burschenschaft gegründet wurde und auch immer noch fortbesteht…

Auf der anderen Seite der Saale folgst Du dem Flussverlauf nach links und kommst somit in den Paradiespark. An der Paradiesbrücke überquerst Du den Fluss nochmal und kannst dort durch den schönen Park flanieren und über eine Fußgängerbrücke auf der anderen Seite zurück. Auf dem Weg kommst Du an einem weiteren kleinen Café/Bar vorbei, Strand 22, die aber leider nur im Sommer aufhat, dann aber mit Tischchen direkt am Wasser zum verweilen einlädt. Kurz hinter einem kleinen Bach, der Leutra, und auf Höhe der Bar, falls sie da ist, verlässt Du den Park und folgst der Ernst-Haeckel-Straße den Berg hoch bis zum Karl-Zeiss-Platz. Hier begegnest Du der Leutra wieder, an der ein total süßer Pfad, der so weit weg von allem Städtischen wirkt, zwischen dem Bach und einer Graffiti-Mauer hindurch führt.

Die nächste Gasse, die rechts abgeht, lässt dich nach Überquerung von zwei Seitenstraßen auf ein ziemlich cooles altes Gebäude stoßen, das zur Uni gehört. Das lässt Du links liegen und stehst schon wieder am Anfang der Wagnergasse, wo direkt das nächste schöne Café auf Dich wartet: das Café Wagner. Etwas ausgestorben wirkt es hier im Winter, aber nur Mut, wenn man den Weg über das Grundstück läuft und dann einige Türen aufdrückt, kommt tatsächlich ein sehr lebhaftes und sympathisches Café, in dem es sehr leckeren Milchkaffee gibt. Der von Studenten geführte Wagner Verein veranstaltet außerdem regelmäßig coole Konzerte, Ausstellungen und Partys. Jetzt läufst Du nochmal die Wagnergasse runter bis zum Johannisplatz, wo Du in dem kleinen Pavillon den Pommes-Kult-Stand Jenas findest: Fritz Mitte. Tatsächlich gehört es irgendwie einfach zu einem Tag in Jena, mal bei Fritz Mitte zu Essen. Die vielen unterschiedlichen selbstgemachten Majo-Sorten dort sind wirklich sehr lecker. Im Winter kannst Du Dich auch reinsetzen, riechst dann aber ziemlich nach Fritteuse (alternativ gibt es auch ein Fritz Mitte Restaurant in der Altstadt).

Direkt am Johannisplatz geht es dann auf einen Cider oder ein Guiness ins Irish Pub (ein irgendwie witziger Ort mit Charakter), in dessen versteckten Winkeln man gemütlich sitzen kann. Von dort machst Du Dich auf einen kleinen nächtlichen Spaziergang durch die Innenstadt auf: Die Johannisstraße runter bis zu einer großen Kirche, bei der Du einer Gasse rechts auf den Marktplatz folgst. Einmal über den Markt laufend bist Du jetzt neben dem Rathaus wohl wirklich im Stadtkern angekommen. Hier ist eine gemütliche Raucherkneipe mit Stil: Das Café Central. Ziemlich unauffällig liegt es im zweiten Stock schräg gegenüber vom Rathaus, mit schönem Blick über den Platz. Danach solltest Du noch dem Grünowski im Schillergässchen einen Besuch abstatten (etwa 5 Minuten von hier). Ein sehr schönes entspanntes Café/Bar, das in dem „grünen“ Haus Jenas liegt, wo unter anderem Greenpeace und BUND sitzen, und entsprechendes Publikum anlockt. Der Ort, um dann noch tanzen zu gehen, wenn dort an dem Abend eine Party stattfindet, ist das Kassablanca. Gar nicht weit vom Grünowski, ganz in der Nähe vom Westbahnhof stehen ein alter Wasserturm und ein Lockschuppen direkt an den Gleisen, die das Kassa beherbergen. Hier ist alles voll mit coolem Graffiti, ganz oben in dem Turm ist eine niedlich uhrige Bar und in dem Schuppen finden Partys, Konzerte oder Filmvorführungen statt.