Slowenien: Wandern in den Julischen Alpen

Sarah

26.07.2018

Einer slowenischen Sage zufolge soll Gott die Welt unter den Menschen nach und nach aufgeteilt haben. Italien bekam das Meer, die Schweiz die Berge und Finnland die Wälder. Am Ende hatte er noch von allem etwas übrig, was er eigentlich für sich selbst aufsparen wollte. Doch ein Land hatte er vergessen. Um die Gottesfürchtigkeit und die Bescheidenheit der Menschen zu belohnen, schenkte er den Rest Slowenien.

Auch wenn es sich dabei nur um eine Legende handelt, weist sie auf die vielfältige Natur Sloweniens hin. Schneebedeckte Gebirgszüge, Adriaküste, klare Seen und endlose Weinberge – Slowenien hat alles! Als Reiseziel ist Slowenien ist in Deutschland noch relativ unbekannt. Doch das kleine Land hat einiges zu bieten. Wie ich darauf gekommen bin? Ich war zu einem Seminar in Bosnien und Herzegowina eingeladen und wollte gern über Land anreisen. Eine Woche nahm ich mir auf dem Weg Zeit um Slowenien kennenzulernen und war von der Landschaft überrascht. Fazit: die Julischen Alpen im Nordwesten des Landes sind ein absolutes Muss für alle Outdoorfreunde und Naturliebhaber.

Die wohl schönste Gegend des Landes ist der Triglav-Nationalpark an der Grenze zu Österreich. Ausgehend von den zwei Orten Bled und Bonhinj beginnen zahlreiche Wanderwege. Ich entschied mich für zwei Touren, die durch fast menschenleere Wälder und an glasklaren Seen vorbei führten.

Die erste Route führte mich zu der vielleicht spektakulärsten Sehenswürdigkeit in der Region Bled – die „Vintgar-Klamm“. Aus dem Ort führte ein Weg vorbei an kleinen Bauernhäusern, wie sie auch in einem bayrischen Dorf stehen könnten. Hinaus aus dem Ort und hinein in die Natur. Stetig bergauf ging es durch saftige Wiesen und Wälder. Auffällig waren die vielen Heuharfen oder auf Slowenisch „kozolci“, die eine Besonderheit des Landes sind. Auf diesen Holzgerüsten wird nach alter Bauerntradition noch immer das Gras zum Trocknen gestapelt.

Nach etwa vier Kilometern begann der Pfad durch die Schlucht. Auf gewundenen Holzstegen und Brücken führte der Weg, teilweise sogar direkt über den Gebirgsfluss Radovna, bis zu dem Wasserfall Vintgar-Gorge. Das grün-blaue Wasser zwischen den steilen Felswänden leuchtete im einfallenden Licht. Am Ende der Schlucht zeigten Schilder den Rückweg über das Dorf Zasip bis nach Bled. Die Tour dauerte etwa drei Stunden. Es blieb somit noch genug Zeit für einen Besuch des Bleder Sees, in dessen Mitte die Kirche Mariä Himmelfahrt auf einer kleinen Insel steht. Zu Ehren des Muttergottes wurde neben ihr eine kleine Kapelle gebaut, zu welcher 99 Stufen führen. Um seine aufrichtige Liebe zu beweisen muss nach einem alten Brauch noch immer der Bräutigam seine Braut die Stufen hinauf tragen. Es besteht die Möglichkeit mit kleinen Booten auf die Insel zu fahren. Und auch ein Wanderweg führt um den See. Mit sechs Kilometern eignet sich die Strecke gut für einen Spaziergang mit schöner Aussicht.

Meine zweite Tour begann in dem 26 Kilometer südwestlich von Bled gelegenen Ort Bonhinj. Dort befindet sich der größte Natursee Sloweniens, der Bohinje-See. Zuerst wanderte ich zu der „Savica“. Der 80m hohe Wasserfall ist die Quelle des Sees. Vom Wasserfall ging es entlang des Flusses zurück zum See, welchen ich auf fast menschenleeren Wegen umrundete.

Entlang der kleinen St. Johanniskirche führt der Weg durch bunte Wälder, das Wasser immer im Blick. Mit den Alpen im Hintergrund und der sich im kristallklaren Wasser spiegelnden Sonne, bietet sich den Besuchern eine traumhafte Kulisse. Zusammen war die Strecke etwa 18km lang.

Die beschriebenen Touren sind nur zwei Beispiele für die vielfältigen Wanderwege. Meine beiden Touren waren relativ einfach, jedoch gibt es auch anspruchsvolle Hochgebirgswege gibt. Und es gibt noch weitere Outdoorangebote: von Klettern und Mountainbiken, über Kanuten und Gleitschirmfliegen, bis hin zu Wildwasser-Rafting und Canyoning. Für jeden Abenteuersuchenden ist etwas dabei – von Anfänger bis Fortgeschritten.

Fazit und Tipps: Neben der schönen Natur war für mich vor allem die Ruhe besonders. Ich traf nur selten auf Menschen. Im Gegensatz zu den bekannteren Alpenregionen, findet man in Slowenien noch keine Menschenmassen. Und trotzdem ist die Region gut von Deutschland aus durch Bus-, Bahn- oder Flugverbindungen erreichbar. Mit geeigneter Ausrüstung und bei gutem Wetter sind die Wege ganzjährig begehbar. Besonders schön ist es aber im Herbst, wenn die Wälder bereits bunt gefärbt sind. Entlang der Wanderwege gibt es etliche Berg- und Schutzhütten, in welchen regionale Hausmannkost angeboten wird, wozu zum Beispiel Wild mit Pilzen und Kartoffeln oder ein deftiger Eintopf gehören. Zudem ist es auch möglich, in einer der ca. 170 Berghütten zu übernachten.