Ein schöner Tag in… Lomé
Lomé ist die Hauptstadt Togos: Sandige Straßen, kleine Häuschen, überall Motorräder, Musik aus allen Ecken und ein wunderschöner Strand – eine super sichere, gemütliche und trotzdem stimmungsvolle Stadt. Togo war früher deutsche Kolonie, wovon man außerdem noch erstaunlich viele Überreste in seiner Hauptstadt findet.
Mein schöner Tag in Lomé beginnt in Doumasséssé. Das Viertel liegt direkt an der Université de Lomé und ist ziemlich muslimisch geprägt. Die Hauptstraße ist der Boulevard de la Kara, auf dem immer was los ist. Morgens durch die Sandstraßen dieses Viertels laufend suchst Du Dir fürs Frühstück eine der zahlreichen kleinen Cafeterias aus. Die Cafeteria, die ich empfehlen kann, liegt (falls sie noch existiert) in einer Querstraße des Boulevard de la Kara, genau zwischen dem Unigelände und dem Boulevard (auf Höhe des Unigebäudes, das von Doumasséssé aus als erstes in den Blick kommt). Das ideale Frühstück Lomés, das man überall bekommt, ist Baguette mit Rührei und unbedingt eine Schüssel Lait Caillé (auf Deutsch übersetzt heißt das so viel wie Dickmilch, schmeckt auf jeden Fall ziemlich lecker, etwas wie Joghurt). Gut gestärkt läufst Du von hier zum Eingang des Unigeländes, der gleich um die Ecke ist. Ein kleiner Spaziergang über den Campus ermöglicht Dir einen Einblick in das Student*innen-Leben Lomés und Du wirst erstaunt sein, wie weitläufig das Gelände ist (viele fahren mit dem Motorroller von Gebäude zu Gebäude).
Zurück in Doumasséssé spazierst Du den Boulevard de la Kara runter (grobe Richtung: Ghana). Nach etwa 15 Minuten kreuzt Du einige Schienen und auf Deiner linken Seite beginnt das geschäftige Gewusel des Marché de Gbossimé. Dieser Markt ist nicht besonders groß, aber sehr authentisch und wirklich ein Ort der Alltagsgeschäfte – hier bekommt man alles von Gemüse und leckerem Obst bis Kleidung und Taschentüchern. Wenn Du genug gebummelt hast, rufst Du Dir am Boulevard de la Kara eines der ständig vorbei fahrenden Motorradtaxis, ein Taxi Moto. Dein Ziel: Monument de l‘Indépendance. Nicht wundern, es gibt in Togo das etwas unlogische Gesetz, dass nur der/die Fahrer*in des Motorrads (ja man sieht auch erstaunlich viele Frauen auf Motorrollern) einen Helm tragen muss. Die Fahrt führt dich ins Stadtzentrums Lomés und endet an einem Kreisverkehr, in dessen Mitte das Monument de l‘Indépendance aufragt: ein interessanter Betonblock, aus dem eine Figur ausgeschnitten ist. Direkt an dem Platz liegt neben luxuriösen Hotels (einige der wenigen Hochhäuser Lomés) das Parlamentsgebäude, ein großer flacher Bau, in dem sich auch das Nationalmuseum befindet. Um zum Eingang des Museums zu gelangen, musst Du auf die andere Seite des Gebäudes. Das Museum ist sehr klein, aber voll mit interessanten und sehr wirr zusammen gewürfelten Artefakten, die zwar wenig erklären, aber auf jeden Fall zum im Internet nachlesen einladen!
Vom Unabhängigkeitsdenkmal läufst Du nun durch das Quartier Administratif zum Boulevard Circulaire (der einmal um die Innenstadt herum führt) und dann Richtung Meer. Nach etwa 20 Minuten stehst Du am Strand und siehst vor dir den Atlantik und in deinem Rücken ein großes Gelände mit einem halb verfallenen Gebäude darauf. Das ist der ehemalige Gouverneurspalast, der 1882 von den deutschen Kolonialherren gebaut wurde und von dem aus in der Kolonialzeit zunächst die deutschen und dann die französischen Gouverneure das Land verwalteten. Wenn dir auf dem Weg hierher ein Fan Milk-Eisverkäufer mit seinem blauen, rollbaren Eiskasten begegnet, solltest Du dir Eis mitnehmen, das du dann am Strand genießen kannst. Das Eis wird in Plastikhüllen verkauft und die meisten Sorten sind relativ eklig, aber das Joghurt-Eis ist dafür super lecker: Einfach die Tüte auf einer Seite einreißen und dann das Eis rauszuzeln. Die Eisverkäufer sieht man wirklich ständig überall in der Stadt, nur meistens ist genau dann, wenn man Lust auf Eis hat, keiner zur Stelle – aber wer weiß, vielleicht hast Du ja Glück. Der Strand Lomés ist wunderschön, super breit, mit Palmen gesäumt und absolut sauber. Auch das Meer ist wundervoll, in der Ferne ziehen die Frachtschiffe vorbei und die Wellen schlagen ziemlich heftig an den Strand. Schwimmen kannst Du bei dem Wellengang nicht wirklich und auch Baden würde ich nicht, wenn keine anderen Menschen im Wasser sind. Bei Deinem Spaziergang am Strand entlang (grobe Richtung: Benin) begegnen Dir bestimmt Fischer, die mit Hilfe von ungefähr 20 anderen Menschen ihre Netze aus dem Wasser ziehen. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde zu Fuß durch den Sand stehst Du an den verrosteten Überresten von zwei Schiffsanlegestegen. Den ersten ließen 1904 die deutschen Kolonialherren bauen, um den Warenhandel mit Europa zu erleichtern und Ein- und Ausladezeiten zu verkürzen. Nachdem er bei einem Sturm zerstört wurde, sind heute wirklich nur noch einzelne Überreste sichtbar. Der besser erhaltene Anleger wurde etwas später unter französischer Herrschaft gebaut, bis irgendwann der Hafen etwas weiter die Küste hinunter errichtet wurde. Die beiden Ruinen sind nun ein weiteres unübersehbares Überbleibsel der Kolonialzeit.
Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten zu einem weiteren Gebäude, das von den Deutschen errichtet wurde: Die Cathédrale Sacré-Coeur. Diese leicht gotisch angehauchte Kirche steht mitten im Gedränge der Marktstände. Die belebten Straßen um die Kirche bilden wohl wirklich das Herz Lomés, zumindest ist hier immer viel los. Wenn Du einen Stand findest, der merkwürdige Gebäckstangen verkauft, solltest du unbedingt welche kaufen. Diese Stangen findest Du so nur in Togo, sie bestehen aus gemahlenen Erdnüssen (arachides) und sind richtig schön scharf gewürzt. Auch diese Straßen hier wurden so schon von den deutschen Kolonialherren geplant und angelegt. So hieß die Rue Kokéti früher beispielweise Puttkamerstraße, nach dem gleichnamigen deutschen Gouverneur. Von der Kirche kommend triffst Du nach ein paar Metern auf das Goethe-Institut und die Rue Kokéti, in die Du rechts abbiegst. An ihrem Ende musst Du noch einmal kurz nach rechts und dann bald wieder links, so dass Du vor dem Cimetiére de la Plage stehst. Dieser Friedhof wird auch deutscher Friedhof genannt, da ihn die deutsche Kolonialverwaltung 1893 errichten ließ. Hier liegen alle Deutschen, die in der Kolonie starben, begraben, unter anderem der Gouverneur August Köhler. Außerhalb der Friedhofsmauern suchst Du Dir wieder ein Taxi Moto. Diesmal geht es zum Fischmarkt hinter dem Hafen („marché aux poissons au port“ müssten die Motorradfahrer eigentlich so kennen). Die Fahrt führt am Meer entlang, bis die großen Kräne des Hafens aufragen, und kurz dahinter in eine kleine Straße hinein. Hier befindet sich ein großer Markt direkt am Wasser, auf dem Du die Fischer den Fisch, den die Frauen hier verkaufen, frisch auf ihren Kuttern bringen siehst. Die Atmosphäre hier ist besonders und ist einen Besuch wert, auch ohne großer Fischfan zu sein.
Zurück ins Stadtzentrum lässt Du Dich wieder auf dem Motorrad kutschieren: einfach immer am Strandboulevard entlang, bis irgendwann links ein sehr schickes Hotel (das Hotel Sarakawa) auftaucht. Dein Ziel liegt noch einige Meter weiter, gegenüber vom ONOMO Hotel: eine Bar/Café direkt am Strand. Auf einem der Plastikstühle im Sand kannst Du den Sonnenuntergang über dem Meer beobachten und einen kleinen Sundowner trinken. Meine Empfehlung für etwas Alkoholfreies: yuki multivitamin, ziemlich süß aber auch sehr geil. Im Dunkeln solltest Du dann aber nicht mehr unbedingt alleine über den Strand laufen. Daher nimmst Du ein Taxi Moto zum „Le Galion“. Dieses Restaurant ist eher ein Expatriate-Treff und mit großer Wahrscheinlichkeit der einzige Ort, an dem Dir heute andere Weiße begegnen (Togo ist wirklich nicht touristisch). Aber das Essen hier ist sehr lecker und oft gibt es abends eine Liveband, die hier spielt. Von dem Restaurant läufst Du entweder 15 Minuten den Boulevard Circulaire entlang (weg vom Strand) oder nimmst wieder ein Taxi Moto. Nachdem der Boulevard sich nach rechts krümmt, teilt sich die Straße: links der Boulevard und rechts die Avenue Nicolas Grunitsky. Direkt an dieser Gabelung siehst Du schon von weitem die vielen Tische und Stühle auf und an der Straße, die zu einer kleinen Bar am Straßenrand gehören. Hier sitzt Du nun also unter den Sternen, auf der Straße, zwischen den vielen Menschen, auf erstaunlich bequemem Plastikstuhl, lässt den Tag ausklingen und lauschst der Musik und den feiernden Bewohnern Lomés.