2. Etappe: von Esztergom bis Gara

Sarah

22.08.2019

Es ist ein seltsames Gefühl: wir laufen über eine Brücke und am Ende werden wir bereits in einem anderen Land sein. Über die Donau gelangen wir nach Esztergom. Der Blick auf die ehemalige Hauptstadt Ungarns ist beeindruckend – die größte Kirche des Landes, die Sankt-Adalbert-Kathedrale empfängt uns.

Auf dem Weg hierher erleben wir ein Tramperlebnis, dass im Nachhinein wohl eher nicht zum Nachahmen geeignet ist. Seit 30 Minuten stehen wir irgendwo im Nirgendwo, es regnet, es beginnt zu dämmern und kein Auto hält an. Unsere gute Laune sinkt stetig. Als endlich ein Transporter anhält, vergessen wir unseren guten Vorsatz, in kein Auto mit dubiosen Fahrern einzusteigen. Erst auf der fensterlosen Ladefläche eines Kleintransporters kauernd begreifen wir, dass wir genau das getan haben. In der Fahrerkabine sitzen drei Männer, die es scheinbar witzig finden uns mit dem Satz „we are slovak mafia“ zu verstören. Naja, immerhin sitzen wir im Trockenen. Nach einer gefühlten Ewigkeit halten wir an und mit dem schlimmsten rechnend, steigen wir aus. Aber unsere Fahrer haben scheinbar einen guten Tag: mit „Slovak Mafia good“ werden wir verabschiedet und schnellen Schrittes laufen wir Richtung Grenze.

Die erste Nacht in Ungarn verbringen wir auf dem Zeltplatz in Esztergom. Sie bleibt uns nicht so gut in Erinnerung. Trotz Schlafsäcke und Fließpullis frieren wir. Mit dem ersten Morgenlicht stehen wir auf, packen alles zusammen und nach einem schnellen Frühstück brechen wir auf. Mit dem Bus fahren wir bis zum Stadtrand von Budapest und laufen in die Innenstadt. Nachdem wir ein Hostel gefunden haben, erkunden wir die Stadt.  Erster Stopp: Straßenstand mit leckeren Fruchtcocktails. Zweiter Stopp: die historische Markthalle, in der es u.a. leckeren Lángos gibt. So lässt sich die historische Stadt noch besser genießen. Die „Perle der Donau“ zieht uns in ihren Bann. Ein besonders schöner Ausblick bietet sich uns von der berühmten Kettenbrücke. An dem einen Ufer reihen sich Kirchen, das Parlamentsgebäude, die Nationalgalerie und andere hübsche Gebäude. Und auf der Anderen das Burgviertel und die Budapester Freiheitsstatue. Fazit: Das war nicht unser letzter Besuch der Stadt.

 

Nach einer kurzen Busfahrt und einer langen Wanderung in der Mittagshitze kommen wir erschöpft auf dem Zeltplatz in Zamardi am Balaton an. Das blaue Nass tut uns so gut, dass wir beschließen drei Tage zu bleiben. Wir verbringen die Zeit mit lesen, baden, einem Ausflug auf die Halbinsel Tihany, Spaziergängen und lecker essen gehen – herrlich.

Mit erholten Füßen geht es tatenkräftig weiter nach Süden. In Pécs stoßen wir nach unserem kleinen Umweg zum Balaton wieder auf den Sultan’s Trail und folgen den blauen Pfeilen in Richtung serbischer Grenze. Wir sind bereits knapp zwei Wochen unterwegs und mittlerweile ein eingespieltes Team: Zelt auf- und abbauen, Essen besorgen, nach dem Weg fragen oder Autos anhalten ist zur Routine geworden.

Kurz vor der Grenze zu Serbien nehmen uns Christian und Beate in ihrem Auto mit. Vor allem Christian wird uns lebhaft in Erinnerung bleiben. Als sie erfahren, dass wir aus Deutschland kommen, wollen sie uns unbedingt ihrer Oma vorstellen. Bei Kaffee und Kuchen erzählt sie uns ihre Geschichte: Ihre Eltern waren Anfang des 20. Jahrhunderts nach Ungarn übergesiedelt. Jetzt lebt sie hier als eine von etwa 200.000 Ungarndeutschen und pflegt ihre schwäbischen Wurzeln mit Stolz. Regelmäßig trifft sie sich mit einer ebenfalls deutschen Nachbarin und gemeinsam backen und kochen sie schwäbische Gerichte. Sie betont, dass bei diesen Treffen nur deutsch gesprochen wird.

Es ist bereits spät geworden und so nehmen wir das Übernachtungsangebot von Christian dankend an. Auf der Fahrt in den Nachbarort und auf der folgenden Stadtführung bereuen wir allmählich unsere Entscheidung. Immer wieder spricht er von einem „special program“. Was meint er nur damit? Die wildesten Gedanken schießen uns durch die Köpfe. Gegen Mitternacht war es dann soweit: Christian, der auf einmal Buddha genannt werden will, sagt, wir sollen es uns auf dem Boden bequem machen, er wolle sich nur noch umziehen. Ich bin froh nicht allein zu sein. Was tut man nicht alles für eine kostenlose Unterkunft. Buddha erscheint im wallenden weißen Gewand und was folgt ist zum Glück gar nicht so „special“. Nach einer halben Stunde Meditation haben wir es überstanden und dürfen endlich schlafen gehen.

Mein Rückblick auf Ungarn: Es ist bereits mein dritter Aufenthalt in Ungarn und es gefällt mir jedes Mal besser. Es ist einfach eine entspannte Atmosphäre: Die Menschen sind unglaublich hilfsbereit und gastfreundlich, wenn auch manchmal etwas speziell. Auch die Natur ist sehr schön und bietet viel Abwechslung: von Badeurlaub am Balaton bis hin zu historischen Städten und Dörfern sowie Einsamkeit in der Puszta, der endlosen Steppe im Südosten des Landes. Ich werde wieder kommen, aber jetzt freue ich mich auf Serbien.